Weinlese im Weingut Ziereisen
Allgemeines

Winzer – kein Standard, kein Schema – Handarbeit mit Haltung

Winzerarbeit verlangt Herzblut und ein feines Gespür für jede noch so kleine Veränderung am Rebstock. Die beständige Beobachtung der Natur bleibt eine Grundvoraussetzung, um den richtigen Zeitpunkt für den Rebschnitt zu wählen. Hinter jeder Flasche Wein steckt eine intensive Auseinandersetzung mit Bodenbeschaffenheit, Klima und Rebsorte, die stets neue Herausforderungen bereithält. Wer sich dem Winzerhandwerk verschreibt, verlässt sich nicht auf vorgefertigte Konzepte, sondern sucht nach individuellen Lösungen. Jede Region bringt andere Bedingungen mit, sodass kein Schema auf jedes Terroir übertragbar ist. Ein Rebstock kann nur großartige Trauben hervorbringen, wenn auf die Bodenfruchtbarkeit und die natürliche Balance geachtet wird. Genau hier zeigt sich, dass handwerkliche Methoden oft besser zum Charakter des Weins passen als rein maschinelle Routineabläufe. Selbst kleine Details wie der Laubschnitt oder die Wahl der Gärbehälter wirken sich am Ende auf das Aromabild im Glas aus. Leidenschaft und Geduld geben die Richtung vor, weil alles durch die Natur bestimmt wird und nicht durch starre Vorgaben. Auch in Phasen, in denen das Wetter Kapriolen schlägt, sorgt ein umsichtiger Ansatz für Anpassungen, damit die Rebe nicht unnötig gestresst wird.

Ausdrucksstarke Weine: Ein Blick in die Kellerwelt

Bei der Weinerzeugung spielt das Wechselspiel zwischen Tradition und Innovation eine tragende Rolle. In manchen Regionen treffen alte, ehrwürdige Gewölbe auf topmoderne Kellertechnik, die eine präzise Steuerung von Temperaturen und Gärprozessen zulässt. Dennoch bleibt handwerkliches Geschick notwendig, um kleine Unregelmäßigkeiten zu erkennen und rechtzeitig zu reagieren. Ein Blick in den Keller zeigt meist ein Labyrinth aus Edelstahltanks, Barriquefässern und Glasballons, das verschiedene Rebsorten in unterschiedlichen Reifephasen beheimatet. Jede Rebsorte verlangt eigene Bedingungen, sodass das Lagern in kleinteiligen Partien sinnvoll erscheint. Die eine Charge vergärt spontan, während eine andere mit ausgewählten Hefekulturen arbeitet, was zu individuellen Geschmacksprofilen führt. Boden, Mikroklima und Vinifikation sorgen für die Persönlichkeit des Weins, die in keinem Industriebetrieb reproduzierbar ist. Diese Abkehr von Massenware belegt, wie viel Wert mancher Kellermeister auf handwerkliche Kompromisslosigkeit legt. Hier kommt das Weingut Ziereisen ins Spiel, das für markante Weine steht, die aus ehrlichem Schaffen in Weinberg und Keller resultieren. Fässer dürfen lange reifen, um die Tannine abzurunden und die Aromen zu harmonisieren. Das Innehalten während des Ausbaus zeigt, dass ein guter Wein mehr Zeit und Sorgfalt braucht, als man gemeinhin annimmt.

Zwei Winzer beim Verkosten im Weingut Ziereisen

Checkliste: Was echte Winzerkunst auszeichnet

Merkmal Beschreibung
Spontangärung Keine Reinzuchthefen, natürliche Vergärung
Handlese Selektion direkt im Weinberg
Reduktiver Ausbau Weniger Luftkontakt, mehr Frische und Präzision
Langes Hefelager Zeit als Stilmittel, kein künstliches Beschleunigen
Keine Filtration Erhalt von Textur und Tiefe
Kein Schönungsmittel Keine Zusatzstoffe zur Korrektur des Weins
Fokus auf Herkunft Wein als Abbild des Terroirs
Minimale Intervention Weniger Technik, mehr Vertrauen
Individuelle Stilistik Jeder Jahrgang zeigt Charakter
Nachhaltige Arbeit Rücksicht auf Boden, Pflanze und Umgebung

„Instinkt ersetzt keine Praxis“ – Interview mit Hanspeter Ziereisen

Hanspeter Ziereisen ist Kopf und Herz des gleichnamigen Weinguts. Seit Jahrzehnten geht er konsequent seinen eigenen Weg und prägt mit seiner Arbeit die Winzerszene weit über das Markgräflerland hinaus.

Was ist für dich der wichtigste Unterschied zwischen Handwerk und Technik im Weinbau?
„Handwerk bedeutet für mich: selbst fühlen, selbst entscheiden. Technik kann helfen, aber sie darf nicht übernehmen. Ein Wein ist nur dann echt, wenn er den Menschen dahinter zeigt.“

Was bedeutet Spontangärung für eure Weine konkret?
„Das ist wie ein Gespräch mit der Natur. Die eigenen Hefen zeigen, was im Weinberg passiert ist. Klar ist das unberechenbar – aber genau das bringt Tiefe.“

Wie wichtig ist Geduld in deinem Arbeitsprozess?
„Unverzichtbar. Wein braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Wer zu früh abfüllt, nimmt dem Wein die Chance, Größe zu zeigen.“

Viele sprechen von Naturwein. Würdest du euch dazuzählen?
„Ich mag das Etikett nicht. Natur ist kein Stil, sondern Voraussetzung. Wir machen einfach Wein, der nicht geschminkt ist.“

Wie gehst du mit Kritik um, wenn jemand mit einem eurer Weine nichts anfangen kann?
„Das ist völlig okay. Unsere Weine sind kein Mainstream. Sie brauchen Aufmerksamkeit. Wer sich darauf einlässt, entdeckt aber oft viel mehr.“

Was sollte ein junger Winzer heute mitbringen, um diesen Weg zu gehen?
„Neugier, Durchhaltevermögen und den Willen, nicht jedem gefallen zu müssen. Alles andere kommt mit der Zeit.“

Vielen Dank für die spannenden Einblicke.

Rotweinverkostung im Weingut Ziereisen

Haltung in Flaschen

Wer Wein herstellt, entscheidet sich gegen den bequemeren Weg – und gewinnt dadurch Tiefe. Das Ergebnis sind Weine mit Haltung: komplex, manchmal sperrig, nie beliebig. Sie erzählen von Böden, Jahrgängen und Menschen, ohne sich anzubiedern. Gerade deshalb hinterlassen sie Eindruck. Denn in einer Welt voller Standards sind Weine mit Charakter das, was bleibt.

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